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11. Januar

Ganz gerührt von der liebevoll verfassten Karte brauchte ich erst einmal einen kurzen Moment, um wieder den Boden unter den Füßen zu erlangen.  Obwohl ich längst schon mit dieser Sippe abgeschlossen hatte, trifft mich diese Nachricht meiner Familie bis ins Mark. 1000 Fragen, und eigentlich schon längst gefundene Antworten darauf stoßen mir sofort in den Kopf. Aber gut, es ließe sich auch als unmissverständliche Botschaft deuten und ich versuche diese Fragen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Es wäre wirklich an der Zeit weniger emotional an die Vergangenheit heranzugehen und einen Perspektivwechsel anzustreben. Natürlich hat jeder seinen Standpunkt den er vertritt, nur es gibt Situationen, insbesondere wenn es um das Zwischenmenschliche geht, da kann der Blick von außen helfen, verkrustete Beziehungen aufzubrechen.  Aber wie komme ich jetzt eigentlich darauf? Zugegebenermaßen hätte ich mir so früher selbst nie zuhören können und dieses Kapitel war längst abgeschlossen!  Oder

8 Januar

Schon Aristoteles befand: “Arbeit und Tugend schließen einander aus”. Doch so schön es auch gewesen ist, sich mit dem gerade erst neu erstandenen Schatz der Weltliteratur in ferne Welten zu verlieren - wirklich satt wird man nicht davon. Und so bestand mein heutiger Tag aus einer langen Aneinanderreihung von mehr oder weniger erfreulichen Todos, wie dem notwendigen Stopp im Supermarkt und dem damit verbunden, und nicht weniger wichtigen Tagesordnungspunkt: Rechnungen schreiben.   Gesagt, getan. Und hätte ich mich an diese Reihenfolge gehalten, wäre mein Tag sicherlich auch genau so verlaufen. Stattdessen kam natürlich alles ganz anders. Den kaum hatte ich den Gedanken gefasst, klingelte es auch schon an meiner Tür und die Sternsinger in Gestallt dreier stattlichen Könige im besten Alter forderten ihren Tribut. Ob sie mir sagen könnten wohin ihre Reise nun führen würde, wollte ich wissen - jetzt da das Jesus Kind geboren und Myrrhe, Weihrauch und Gold seinem rechtmäßigem Besitzer zu te

7. Januar

 Ich beschließe mich noch ein wenig in den Federn zu verkriechen, denn es gibt momentan nichts da draußen,  was mich wirklich davon abhält. Kein besserer Ort kommt mir in den Sinn, um das gut bezahlte, aber äußerst bedenkliche Geschäft meines Onkels als auch diese flüchtige gestrige Zusammenkunft erneut abzuspulen.  Diese Nässe, welche mir durch den Süd-West-Wind in die Glieder und in den Rücken gefahren ist, macht mir zu Schaffen. Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen, denn wie heißt es so schön? Weht der Wind aus Südwest, baut der Regen sich ein Nest.  Inmitten von Berlin, hektisches Gedränge auf den breiten Alleen, fährt im Minutentakt der Schnellzug durch Lauben und Wohngebäude und bringt die Bevölkerung aus dem Umland in das Stadtzentrum. Allerorts wurde in den Büros, Fabriken, Vergnügungsetablissements die Arbeit aufgenommen, ist es doch kaum erklärbar dass diese erste, zufällige Begegnung mir schon so eine Zuneigung geschenkt hatte, die sonst vielleicht erst nach längeren Bek

6. Januar

Stetig trommelt der Regen gegen die Fensterscheibe, und man mag kaum den Unterschied zwischen Nacht und Tag verspüren. Und so ziehe ich schnell wieder die Bettdecke über mich und versuche die Bilder des gestrigen Tages vor meinem innerem Auge revue passieren zu lassen.  Auch gestern wurde ich wieder durch das laute Treiben auf den Gassen schon viel zu früh aus dem Schlaf gerissen. Aber was beschwere ich mich, muss man dieser Tage doch froh sein überhaupt ein Dach über den Kopf zu haben. Es war die Aussicht auf eine lukrativen Nebenverdienst die mich beherzt in den Tag starten lies. Eine Gefälligkeit welche mein Onkel mir lieber entlohnte, statt selber seine Hände schmutzig zu machen. Ich frage mich, ob er wohl wusste, auf was für Menschen er sich da eingelassen hatte. Ob er vielleicht deshalb lieber mich schickte? Nennen wir es einfach Schicksal - denn sonst hätte es mich vielleicht nicht in die Stadt verschlagen, ich wäre nicht in die Buchhandlung gegangen, wäre nicht kurz darauf von